Leuthold Ursula

Ursula
Leuthold
Biologin, Dr. rer. nat., Betriebswirtschaftsingenieurin
13.8.1965
Grüsch
verheiratet, 3 Kinder, Jüngster ist 17

In welchem Umfeld bewegen Sie sich?
Berufstätigkeit: Marketingangestellte bei der Integra-Biosciences AG in Zizers, 60 %

Bisherige ehrenamtliche Tätigkeiten: Kirchgemeindepräsidentin, Lektorin, Mitglied Liturgiegruppe der kath. Kirchgemeinde Vorder- und Mittelprättigau

Regionalgruppenleiterin Elternverein für hochbegabte Kinder

Präsidentin Unterstützungsverein Heureka an der Evangelischen Mittelschule Schiers

Vorstand Bündnerinnen und Bündner für eine glaubwürdige Kirche

Vorstand Grünliberale Partei Graubünden, Präsidentin Sektion Prättigau, Delegierte glp Schweiz

Hobbys: Singen, Schwimmen, Velofahren, Pilates, Wandern, Garten

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Der Klimawandel mit seinen Wetterextremen ist eine existenzielle Bedrohung, die vor allem die Ärmsten trifft und weitere Flüchtlingsströme auslösen wird. Als das Parlament eine CO2-Abgabe für Treibstoffe ablehnte, beschloss ich im Jahr 2009 der Grünliberalen Partei Graubünden beizutreten und half als Präsidentin der Sektion Prättigau bei deren Aufbau. Zusammen mit anderen Klimaschützer habe ich erreicht, dass Unternehmen mit Kantonsbeteiligung nicht in Kohlekraftwerke investieren dürfen. Ich möchte unseren Kindern eine artenreiche Natur, gesunde Böden und ein friedliches soziales Umfeld übergeben.

Was möchten Sie als Grossrätin bzw. Grossratsstellvertreterin bewegen?
Ausbau der erneuerbaren Energien - insbesondere Photovoltaik - vereinfachen und für gerechte Einspeisebedingungen sorgen. Förderung der 2000 W-Gesellschaft. Regelmässige Anpassung des Baurechts an den technischen Stand (Obergrenze des Energieverbrauchs pro Quadratmeter bei Neubauten). Kein Gratisstrom und keine elektrischen Heizungen. Stetige Reduktion fossiler Energien zum Beheizen und zur Warmwasseraufbereitung mit koordinierten Förderprogrammen. Optimale Randbedingungen für die Wirtschaft schaffen. Zentrale Anlaufstelle und Beratung im Kanton für Wirtschaftsentwicklung in Randregionen.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Schul-, Umwelt- und Energiepolitik

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gleicher Bubenanteil an Gymnasien, gleiches Pensionsalter, gleiche Regelungen für Witwen- und Witwerrenten, mehr Frauen im Parlament und in den Verwaltungsräten. Es ist nicht hinnehmbar, dass Mütter eine um 47 % geringere Rente als Männer haben. Unternehmen müssen die Pensionspläne auf eine Karriere mit Teilzeitarbeit und Unterbrüchen anpassen sowie flexible Arbeitszeiten und Homeofficemöglichkeiten anbieten. Mein Arbeitgeber ist darin vorbildlich. Eltern sollten auch mit einem 80 % Pensum Karriere machen können. Der Gesetzgeber muss die zweite Säule auch für Minijobs, kleine Pensen und tiefe Löhne öffnen. Auch die dritte Säule sollte bei Erwerbsunterbrüchen wegen Kinder- oder Alten-Betreuung steuerbegünstig aus dem Familieneinkommen weitergeführt werden können.

Würden Sie es befürworten, dass der Kanton Graubünden generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergreift?
Ja. Für die politische Gleichstellung wären in Graubünden grössere Wahlkreise, in denen mindestens 5 Sitze zu vergeben sind, förderlich. Oft tragen Frauen alle Lasten bezüglich Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein Elternurlaub wäre hilfreich. Ich sehe es als Rückschritt, wenn von Müttern verlangt wird, mindestens 70 % zu arbeiten, damit sie eine ausreichende Rente erhalten. Mir war es als Mutter immer wichtig, Zeit für meine Kinder zu haben. Sie sollten mittags etwas Gesundes essen und nicht sich selbst überlassen bleiben. Bei uns fehlt es besonders in den Dörfern an Tagesstrukturen (mit Mittagessen, Hausaufgabenunterstützung, Raum zum Spielen). Jedes Paar sollte sein Familienmodell wählen können und der Staat sie unterstützen, da hat die Schweiz Nachholbedarf. Wir mit unserer niedrigen Geburtenrate sollten uns die Unterstützung der Familien etwas kosten lassen.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit kann dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Wäre wünschenswert und der Kanton hat hier Vorbildfunktion.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Immer im privaten Umfeld und ich versuche die Frauen in unserer Partei gut zu unterstützen.

Durchschnittlich stirbt alle 20 Tage eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt. Auch in Graubünden hat die Gewalt an Frauen stark zugenommen. Soll sich der Kanton verstärkt an Massnahmen zur Gewaltprävention beteiligen?
In der Schweiz starben im Jahr 2016 achtzehn Frauen an häuslicher Gewalt. In Graubünden wurden im selben Zeitraum in 112 Fällen Straftaten im häuslichen Bereich begangen, jährlich werden etwa 6 Fälle mehr angezeigt. Wir müssen die Massnahmen im Bereich Sensibilisierung, Gewaltprävention und Opferhilfe weiterführen und die Istanbul-Konvention (verpflichtet die Vertragsstaaten, Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu verhüten, zu bekämpfen und zu verfolgen) voll umsetzen.